Antiaggressivitätstraining®

Beim Anti-Aggressivitäts-Training® (AAT®) handelt es sich um eine delikt- und defizitspezifische Behandlungsmaßnahme für gewaltbereite Mehrfachtäter. Das AAT® wird primär in der Justiz eingesetzt. Seit 1987 wird dieser Behandlungsansatz praktiziert, mittlerweile in über 90 Projekten mit 1000 Probanden jährlich in mehr als 50 deutschen Städten und Gemeinden.

Folgende Standards sind verpflichtender Bestandteil in jedem AAT-Training®:

 

1. Aggressivitätsauslöser:

Kennenlernen von Aggressitätsauslöser mit dem Ziel, dass eine zwingende Notwendigkeit (Gewalttat) nicht automatisch begangen werden muss.

 

2. Aggressivität als Vorteil:

Aufdecken des Musters, dass die gewalttätige Unterwerfung des Opfers zur Erhöhung des eigenen Selbstbewusstseins beiträgt.

 

3. Selbstbild zwischen Ideal- und Realbild:

Reflexion des eigenen Selbstbildes. Bin ich gnadenlos und hart oder ein Versager? Das Ziel ist hier, alternative Rollen aufzuzeigen.

 

4. Neutralisierungstechniken (Vermeidungstechniken):

Die Auseinandersetzung mit der  begangenen Tat. Die Konfrontation der Neutralisierungen („das war doch halb so wild“) und das Einmassieren des Realitätsprinzips (Folgen für das Opfer) soll beim Täter dazu führen, Schuld- und Schamgefühle zu entwickeln und Verantwortung für seine Taten zu übernehmen.

 

5. Opferkommunikation/-perspektive:

Sensibilisierung für die Opfer mit dem Ziel, die Tatfolgen aufzuzeigen und Betroffenheit und Opferempathie aufzubauen.

 

6. Provokationstest:

Hier lernen die Teilnehmer, trotz Provokationen gelassen zu bleiben. Es wird erlernt, wie man sich mit Wort, Humor und Ironie (statt Fäusten) wehren kann.

 

7. Subkultur:

Hier wird mit den Teilnehmern genau geschaut, welche Rolle sie in Ihrer Gruppe einnehmen und welche Rolle in der Gruppe von Gleichaltrigen welches Verhalten verlangt. Die negative, aggressive Führungsrolle wird infragegestellt, ganz nach dem Motto: „Der Durchsetzungsstarke kann sich in der Peer-group auch pro-soziales Verhalten leisten!“

 
Die Phasen des AAT® (exemplarisch)

1. Integrationsphase:

Hier werden die Regeln erklärt, erarbeitet und über das Training informiert. Die Ansprüche der Trainer werden klargestellt und die Teilnehmer zum Training motiviert. Entwicklung von Teamgeist. Inhalt in dieser Phase ist weiterhin, dass nach  einem grundlegenden Beziehungsaufbau die Teilnehmer anfangen, Gewaltschilderungen sowohl als Opfer, als auch als Täter zu schildern. Die  Teilnehmer des Trainings geben den Trainern die Erlaubnis sie zu konfrontieren  (Interventionserlaubnis). Außerdem werden mit der Gruppe provozierende Situationen analysiert und somit den Einzelnen die Auslösesituationen für ihre aggressive Handlungen verdeutlicht.

 

2. Konfrontationsphase:

Wohlwollende Befragung hinsichtlich biographischer Fakten aller Teilnehmer. Beschreibung der Tathergänge, verbunden mit Provokationstests und der Konfrontation ihrer Handlungen. Konfrontation auf dem „Heißen Stuhl“. Hinterfragen der Rechtfertigungsstrategien und Konfrontation. Besprechung des aktuellen Verhaltens.
Täter-Opfer-Kommunikation unter dem besonderen Aspekt der Opferfolgen. Diskussionsveranstaltung über Provokation und Gewalt mit Experten (Polizei, Karatetrainer, Notarzt usw.).

 

3. Gewaltverringerungsphase:

Aufzeigen der Kosten-Nutzen-Analyse von Gewalt. Selbstbeherrschung trainieren. Handlungskompetenz in schwierigen, bedrohlichen Situationen ausbauen. Hinterfragen subkultureller Werte und Normen. Einbeziehung des sozialen Umfelds. Konfrontation mit Legendenbildungen.

 

4. Abschluß- und Nachbetreuungsphase:

Großes Abendessen mit der Übergabe des Zertifikats über die erfolgreiche Teilnahme.

Formen der Nachbetreuung klären z.B. in  bzw. durch Hilfe bei schwierigen Lebenssituationen, Einzelgespräche, Zukunftsplanung, Risikofaktoren bearbeiten, Integrationsarbeit.



Der zeitliche Rahmen im AAT® umfasst 24 Sitzungen mit jeweils 3 Stunden pro Sitzung bei einer Gruppengröße von 5-10 Teilnehmern.